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Stummfilmkonzert 2017

©Deutsches Filminstitut
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Hamlet Aufführung in Elmau ©Raimund Kast

Am 3. Mai wird auf dem FILMKUNSTFEST MV der Stummfilm „Hamlet“ aus dem Jahre 1921 aufgeführt, den Asta Nielsen nicht nur selbst produzierte, sondern in dem sie als Frau auch die männliche Titelrolle des dänischen Prinzen Hamlet spielt. Der Film wird mit der 2006 komponierten Musik von Michael Riessler beim 27. FILMKUNSTFEST MV aufgeführt. Der Vorverkauf im Festivalkino Filmpalast Capitol ist gestartet. Eintritt: 12,- Euro.

HAMLET D, 1920

Er gilt als der erste Kassenschlager in Deutschlands Kinos nach dem 1. Weltkrieg: der Stummfilm HAMLET mit Asta Nielsen (1882–1972), die hier nicht nur als Produzentin, sondern auch als Hauptdarstellerin in der Rolle des als Frau verkleideten Prinzen von Dänemark in Erscheinung tritt. Bis heute ist der Film der größte Erfolg von Asta Nielsen, dem ersten weiblichen Superstar der Filmgeschichte. 

Für Stummfilmfreunde und Cineasten war es eine kleine Sensation, als das Deutsche Filmmuseum Frankfurt 2006 aus Privatbesitz eine bislang unbekannte Version des Stummfilmklassikers erwerben konnte. Nicht nur, dass der Film anders montiert war als die bisher bekannten Versionen: Er enthielt auch ein bislang verschollen geglaubtes szenisches Vorspiel. Im Auftrag von ARTE hat Michael Riessler den Film nun aufwendig vertont – ein weiteres, aufsehenerregendes Projekt des gebürtigen Ulmers. 

Die Uraufführung von HAMLET mit der Musik von Michael Riessler fand anlässlich des 125. Geburtstages von Asta Nielsen im Februar 2006 im Rahmen der 57. Internationalen Filmfestspiele Berlin statt. Zum 400. Geburtstag von William Shakespeare hat Riessler das Filmprojekt nochmals überarbeitet und zusammen mit der Berliner Cembalospielerin Corinna Fuhrmann neu zusammengestellt. Ein Teil der Musik kommt dabei als Zuspielband, das unter der technischen Leitung von Federico Savina, dem legendären Toningenieur des magischen italienischen Kinos von Sergio Leone, Nino Rota und Ennio Morricone am Centro Sperimentale di Cinematografia in Rom gemixt wurde. 

„Der Film folgt in seiner Handlung im Wesentlichen dem Drama Shakespeares, geht allerdings von einer überraschenden Voraussetzung aus, die durch eine Vorgeschichte erklärt wird“: Durch ein Versehen wird die Prinzessin des dänischen Königspaares als männlicher ‚Prinz Hamlet‘ erzogen.

„Hamlet als Frau – das ist ein interessantes Denkspiel, und der Film hat es nicht ohne Geschick betrieben. Hamlets Verhalten gegenüber Ophelia und vieles mehr erhält verblüffende neue Akzente. Wesentlichen Anteil daran, dass dieser Film niemals in die bloße Kuriosität abgleitet, hat zweifellos Asta Nielsen. Ihr Spiel ist über weite Strecken faszinierend; sie übertrifft den größten Teil ihrer Mitspieler bei weitem. Typisch ist etwa ihre Todesszene, die sie mit einigen Andeutungen und wenigen ganz echten Gesten gestaltet, während die Umstehenden pathetische die Hände ringen und die Arme gen Himmel recken. Da zeigte sich einfach, dass die Nielsen ihren Kollegen eine kinematografische Entwicklungsstufe voraus war.“

Reclams Filmführer, Reclam Verlag, Stuttgart 2008. 

ASTA NIELSEN (1881-1972), geboren in Kopenhagen, ist einer der größten Stummfilmstars des frühen Kinos. Zur internationalen Berühmtheit wurde sie in Deutschland.

©Demmler Verlag, Renate Seydel

©Demmler Verlag, Renate Seydel

MICHAEL RIESSLER, geboren 1957 in Ulm, gilt als Deutschlands führender Grenzgänger zwischen moderner Klassik und zeitgenössischem Jazz. Der Klarinettist wurde u.a. mit dem SWF-Jazzpreis ausgezeichnet und hat sich international etabliert, spielte mit Musikern wie John Cage, Steve Reich, Karl-Heinz Stockhausen oder Zappa-Drummer Terry Bozzio. Riessler gastiert auf Festivals für Neue Musik, ebenso wie auf internationalen Jazzfestivals. Riessler schrieb auch die Musik zum Film „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz. Sein jüngstes Projekt ist die Vertonung des ungarischen Stummfilms „Der Rote Halbmond“ (1918; Regie: Sandor Korda), eine Auftragskomposition des Kulturbüros für moderne Musik Ulm/Neu-Ulm e. V.

©Thomas Radlwimmer