DEFA-Reihe 2017
Sehenswerte Wiederentdeckungen bietet Filminteressierten auch die diesjährige DEFA-Reihe: Auf dem FILMKUNSTFEST MV ist nach langer Zeit die charmante, leichte Liebeskomödie „Du und ich und Klein-Paris“ zu sehen, die Regisseur Werner W. Wallroth 1970 in Leipzig drehte. Der Film begeistert noch heute durch seinen wunderbaren Look, die phantastische Farbgestaltung und einen tollen Schnitt. In der Rolle eines Philosophiestudenten, der sich seine Liebe zu seiner Untermieterin nicht eingestehen will, ist der junge Jaeckie Schwarz zu sehen, der nach 1995 als „Polizeiruf 100“-Kommissar Schmücke in bundesweit berühmt wurde. An seiner Seite spielen Evelyn Opoczynski, Jürgen Frohriep und der Schlagersänger Klaus-Dieter Henkler in seiner ersten Filmrolle.
DDR 1971. Regie: Werner W. Wallroth. Buch: Werner W. Wallroth, Rudi Stahl.
Mit: Evelyn Opoczynski, Jaeckie Schwarz, Jürgen Frohriep, Klaus-Dieter Henkler.
©DEFA-Stiftung
Kurzweilige Unterhaltung verspricht auch die „Spielbank-Affäre“ von 1956, deren Produktionsgeschichte selbst ein Drama ersten Ranges war: Geplant war der Film als Prestigeprojekt der DEFA, die damit die Exportfähigkeit ihrer Filme auch nach Westdeutschland unter Beweis stellen wollte. Die Geschichte einer jungen Studentin (Gertrud Kückelmann), die von einem gerissenen Anwalt (Peter Pasetti) dazu gebracht wird, ihr Geld ins Spielcasino in Baden-Baden zu tragen, bot sich als Warnung vor einem verderblichen Kapitalismus an. Gedreht mit westdeutschen Darstellern geriet der in Westberlin lebende Regisseur Artur Pohl zwischen alle Stühle. Um den Wünschen der DEFA-Chefs und den westdeutschen Filmverleihern beidermaßen gerecht zu werden, mussten zwei verschiedene Handlungsenden und eine Schwarz-Weiß-Fassung für die DDR-Kinos gedreht werden, damit das Publikum die Glitzerwelt des Casinos nicht als zu verführerisch erleben konnte. Gezeigt wird die restaurierte Farbfassung.
DDR/Schweden 1957. Regie und Buch: Artur Pohl.
Mit: Gertrud Kückelmann, Jan Hendriks, Peter Pasetti, Rudolf Forster.
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Artur Pohl hatte 1953 auch das Versepos „Kein Hüsung“ des mecklenburgischen Dichters Fritz Reuter verfilmt, das ebenfalls beim FILMKUNSTFEST MV wiederaufgeführt wird. Das Drama spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in einem mecklenburgischen Dorf, als die Menschen dem Willen des Landadels vollkommen ausgeliefert waren. So wird dem jungen Liebespaar Johann und Mariken vom mächtigen Baron die Ehe und das Hüsung (Wohnrecht auf seinem Land) verwehrt. „Eine eindrucksvolle Umsetzung, nachdem der erste Anlauf einer Verfilmung ein Jahr zuvor fehlgeschlagen war.“ (Große Lexikon des DEFA-Spielfilms). Gedreht wurde an der Mecklenburgischen Seenplatte. In Kooperation mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin werden zur Filmaufführung Schauspieler aus der aktuellen „Kein Hüsung“-Inszenierung der Fritz-Reuter-Bühne erwartet.
DDR 1953. Regie: Artur Pohl. Buch: Ehm Welk.
Mit: Eva Kotthaus, Rudolf H. Krieg, Willy A. Kleinau, Ursula Burg.
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