Ehrenpreis 2019
Katharina Thalbach erhielt am 4. Mai 2019 den Goldenen Ochsen für ihr Lebenswerk
Mit Katharina Thalbach erhielt eines der markantesten und gleichzeitig vielseitigsten Gesichter des deutschen Films, Katharina Thalbach, 2019 im Großen Saal des Mecklenburgischen Staatstheaters den diesjährigen Ehrenpreis des FILMKUNSTFEST MV. Damit verlieh das Filmfestival den „Goldenen Ochsen“ an eine der erfolgreichsten und beliebtesten Film-, TV- und Theaterschauspielerinnen in Deutschland.
„Mit Katharina Thalbach ehren wir in diesem Jahr eine großartige Charakterschauspielerin für ihre schauspielerischen Verdienste um die Filmkultur. Sie haucht sowohl ihren großen als auch den kleinen Rollen eine Lebendigkeit ein, die ihresgleichen sucht. Stärke und Verletzlichkeit liegen in ihrem Spiel immer nahe beieinander. Katharina Thalbach ist eine Künstlerin, die auf eine beeindruckende gesamtdeutsche Karriere auf dem Filmset und auf der Bühne zurückblicken kann“, begründete Festivalleiter Volker Kufahl die Entscheidung.
Geboren 1954 als Tochter der populären DDR-Schauspielerin Sabine Thalbach und des Schweizer Regisseurs Benno Besson, ist das Leben der Katharina Thalbach von Beginn an eng mit dem Theater verbunden. Als ihre Mutter bereits 1966 verstirbt, übernimmt Helene Weigel – Witwe Bertolt Brechts und Intendantin am Berliner Ensemble -, die künstlerische Ausbildung der gerade 12-jährigen. Es folgen harte Jahre als Meisterschülerin, die mit großem Erfolg u.a. in der Hauptrolle der „Dreigroschenoper“ am Berliner Ensemble und weiteren Bühnenrollen münden. Nahezu zeitgleich entdeckt auch der Film die junge Berlinerin. Hier spielt sie in Filmen wie „Es ist eine alte Geschichte“ (Regie: Lothar Warneke, 1961) oder auch „Die Leiden des jungen Werther“ (Regie: Egon Günther, 1976) bereits erfolgreich unter großen Regisseuren der DEFA und wird schnell zu einer der bekanntesten und beliebtesten Schauspielerinnen der damaligen DDR.
Ende 1976 verlässt sie das Land aus Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und aufgrund der kaum noch möglichen Veröffentlichung der Werke ihres Partners, des Dichters und Autors Thomas Brasch. Gemeinsam siedeln beide nach West-Berlin über. Schnell fasst sie aufgrund ihres künstlerischen Könnens auch dort wieder Fuß. Während sie erfolgreich verschiedene Rollen an Theatern in Berlin, Zürich oder Köln unter anderem unter der Regie von Thomas Brasch oder auch ihres Vaters Benno Besson spielt, findet sie auch zurück vor die Kamera.
Hier überzeugt sie erneut durch die Authentizität ihres Spiels unter bedeutenden Regisseuren wie Margarethe von Trotta („Das zweite Erwachen der Christa Klages“, 1978) und Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“, 1979). In „Engel aus Eisen“ (1980) – der in den Wettbewerb des Festivals von Cannes eingeladen wird - und „Domino“ (1982) bietet ihr Thomas Brasch Gelegenheit, ihr ausdrucksvolles Spiel in großen Hauptrollen unter Beweis zu stellen. Für ihre Rolle in Doris Dörries Film „Paradies“ wird sie 1987 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.
Auch nach der Wiedervereinigung setzt Katharina Thalbach ihre Karriere eindrucksvoll fort. Regisseure wie Detlef Buck, Bernd Böhlich, Uwe Janson oder auch Hermine Huntgeburth engagieren die Schauspielerin zum Teil gleich mehrfach. Mit Erfolg, wie beispielsweise der Adolf-Grimme-Preis 1997 für ihre Rolle in „Gefährliche Freundin“ (Regie: H. Huntgeburth, 1996), der Bayerische Filmpreis 2007 für ihre Rolle in Volker Schlöndorffs „Strajk – die Heldin von Danzig“ und vor allem auch der Deutsche Schauspielpreis für ihr Lebenswerk, verliehen 2012 vom Bundesverband Schauspiel, belegen. Einen ihrer großen Publikumserfolge feiert Katharina Thalbach u.a. in Detlef Bucks Kinderwestern „Hände weg von Mississippi“ (2007), dessen Dreharbeiten sie auch nach Mecklenburg-Vorpommern führen.
Mit „Du bist nicht allein“ (Publikumspreis 2007), „Der Mond und andere Liebhaber“, „Du hast es versprochen“ oder auch „Zwei Bauern und kein Land“ präsentierte das FILMKUNSTFEST MV bereits in den vergangenen Jahren Filme mit der Schauspielerin. 2010 gewann ein Film mit ihr und über sie, „Katharina Joachim – genannt Thalbach“ (Regie: Mareike Matern), ebenfalls den Publikumspreis des Festivals.
Das 29. FILMKUNSTFEST MV würdigte Katharina Thalbach vom 30. April bis 5. Mai 2019 in einer Hommage mit sechs ihrer wichtigsten Filme. Den „Golden Ochsen“ nahm sie am 4. Mai 2019 im Rahmen der Preisverleihung des Festivals aus den Händen von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig im Großen Haus des Mecklenburgischen Staatstheaters entgegen.